Ist der Umwerfer vom Aussterben bedroht?

Drössiger Guide (Teil 2): Mindestens genauso wichtig wie die Frage nach der passenden Laufradgröße ist der Glaubenskrieg um die perfekten Antriebskomponenten; denn auch hier scheiden sich die Geister. Während man vor ein paar Jahren noch selbstredend mit einer 3-fach Kurbel über die Trails geheizt ist, sind die Optionen heute schier unerschöpflich und die Übersicht entsprechend vernebelt. 3x10, 2x10, 2x11 oder doch vorne nur noch ein Kettenblatt? Einige Biker haben immer noch Bedenken bei 1x11 Antrieben und sind davon überzeugt, dass die Einfach-Ausstattungen mehr Nachals Vorteile mit sich bringen. Dabei setzt der amerikanische Markt schon seit 2011 auf den vereinfachten Antrieb und eliminierte den Umwerfer so gut wie vollständig.

1X11 AUF DEM VORMARSCH

Die Vorteile liegen für viele Fahrer auf der Hand: 1x11 ist leicht und unkompliziert. Die schlankere Kurbel, der eingesparte Umwerfer und der fehlende Shifter korrigieren das Gesamtgewicht nach unten. Gleichzeitig wird der Schaltvorgang deutlich vereinfacht. Das Verhaken der Kette und unpassende Kettenblatt-Ritzel-Kombinationen sind ausgeschlossen. Dementsprechend halten sich auch Verschleiß und Wartungsaufwand in Grenzen. Trotzdem zögern viele Biker beim Umstieg auf den 1x11 Antrieb, da man vermeintlich Kompromisse bei Bandbreite und Gangsprüngen hinnehmen muss. Shimano und Sram reagieren auf diese Skepsis mit immer größeren Kassetten – aber werden klassische 3x10 oder 2x10 Antriebe damit vollkommen überflüssig? Die folgende Übersicht soll Klarheit schaffen und die wichtigsten Begriffe erklären.

Bandbreite: Viele Biker gehen in Sachen Antrieb lieber auf Nummer sicher und bleiben bei Altbewährtem. Mit einer 3-fach Kurbel ist die Frage nach der richtigen Übersetzung überflüssig, da die fein abgestuften Kassetten in Kombination mit drei verschiedenen Kettenblättern eine enorme Bandbreite bieten. Je höher diese ausfällt, desto besser. Ist der Wert zu gering, muss der Fahrer am Ende des Spektrums einbüßen und entweder auf einen ganz leichten oder auf einen ganz schweren Gang verzichten. Die Übersetzungstabelle zeigt, dass 1x11 Antriebe mittlerweile eine ähnliche Bandbreite, wie klassische 2x10 Kombinationen, abdecken können. Selbst beim Starterfeld des Cross Country World Cups wird man nur noch selten auf Umwerfer treffen, obwohl gerade CC-Racer auf eine enorme Bandbreite angewiesen sind, um Bestzeiten einfahren zu können.

Gangsprünge: Damit auch 11-fach Kassetten in Kombination mit nur einem Kettenblatt an der Kurbel eine große Bandbreite bieten, sind die Abstufungen etwas gröber gewählt. Das hat zur Folge, dass die Sprünge zwischen den Gängen größer ausfallen und damit den Rhythmus beim Pedalieren stören können. Alle Gangsprünge, die über einem Wert von 15% liegen, werden zumeist als unangenehm empfunden, weswegen man öfter hin- und herschaltet, um den richtigen Gang zu finden. Shimano und Sram halten hier mit immer größeren Kassetten gegen, die eine feinere Abstufung ermöglichen und für die Mehrheit der Biker sehr angenehm zu fahren sind.

R.I.P. UMWERFER

Sind die Umwerfer damit wirklich vom Aussterben bedroht? Natürlich hat jeder Biker andere Ansprüche und Präferenzen. Trotzdem geht der Trend zum vereinfachten Antrieb, weswegen Shimano das 1x11 Set-Up auch an die SLX Gruppe vererbt hat. Wer es einmal ausprobiert, möchte nicht mehr auf die Vorteile verzichten. Durch den eingesparten Shifter schafft man Platz am Lenker, zudem spart man deutlich an Gewicht und muss beim Schalten nicht mehr auf den Kettenwinkel achten. In Anbetracht dieses Gesamtpakets will man fast behaupten, dass der Umwerfer getrost in Frieden ruhen darf.