Bandbreite
Im Mountainbike-Bereich sind 1-fach Kettenschaltungen auf dem Vormarsch, sie geraten aufgrund einer Eigenschaft allerdings immer wieder in Kritik: Die fehlende Bandbreite. Damit man auch die steilsten Anstiege noch locker hinauf kommt, werden die Ritzel an den Kassetten zunehmend größer. So kommt man näher an das Gangspektrum einer herkömmlichen 3-fach Schaltung heran, wie sie vor ein paar Jahren noch an den meisten Fahrrädern zum Einsatz gekommen ist.
Genau bei diesem Thema kann das Pinion-Getriebe punkten, da es in Sachen Bandbreite selbst 3x10 Schaltungen alt aussehen lässt. Es mag im ersten Moment nicht nach viel klingen, beim P1.18 Getriebe stehen einem allerdings 18 echte Gänge zur Verfügung. Im Gegensatz dazu kann man bei einer 3x10 Schaltung meist nur 14 oder 15 Gänge richtig nutzen, weil es zu Überschneidungen kommt bzw. manche Gänge durch den extremen Schräglauf der Kette nicht optimal zu fahren sind. Zudem bietet das P1.18 Getriebe eine Gesamtübersetzung von 636%, wodurch man wirklich in jeder Fahrsituation den passenden Gang findet. Zum Vergleich: die brandneue Sram Eagle kommt auf rund 500% und eine 3x10 Gangschaltung auf etwa 570%.
Fahrverhalten
Schon nach wenigen Metern auf einem Pinion-Bike wird das außergewöhnliche Fahrverhalten deutlich. Das Getriebe bietet nämlich nicht nur eine unschlagbare Bandbreite, alle Gänge sind zudem extrem gleichmäßig und fein abgestuft. Wechselt man mit einer aktuellen 1x11 Kettenschaltung auf das größte Ritzel, wird der Sprung vom einen in den nächsten Gang oftmals als sehr groß empfunden, was den regelmäßigen Tritt unterbricht und beim Pedalieren schlichtweg stört. Ganz anders beim Pinion-Getriebe, bei dem alle Gänge so gleichmäßig verteilt sind, dass man keine erschwerenden Gangsprünge in Kauf nehmen muss.
Wer Kettenschaltungen gewohnt ist, sollte seinen Fahrstil etwas auf das Pinion-Getriebe anpassen. Geschaltet wird über einen Drehshifter mit dem man praktischerweise mehrere Gänge auf einmal überspringen kann. Das Getriebe lässt sich auch unter Last in einen höheren Gang buchsieren, sollte allerdings zum Runterschalten etwas entlastet werden.
Wartung
Eine aktuelle Kettenschaltung funktioniert wirklich hervorragend; man kann spielend leicht unter Last die Gänge wechseln, während alle Schaltvorgänge schnell und präzise vonstatten gehen. Das stimmt aber nur, solange man alles top in Schuss hält. Dreck und Verschleiß schieben hier schnell einen Riegel in Sachen Fahrspaß vor. Man munkelt sogar, dass der ein oder andere schon graue Haare über die Pflege seiner Kettenschaltung bekommen hat. Schließlich wollen alle Teile von Umwerfer bis Schaltwerk penibel aufeinander abgestimmt werden und funktionieren erst dann perfekt, wenn das System sauber gehalten und passend geschmiert wird.
Darüber kann das Pinion-Getriebe wirklich nur müde lachen; kaum montiert, kann man sichsämtliche Nachjustierungen getrost sparen. Die zickigen Anbauteile in Form von Schaltwerk und Umwerfer entfallen komplett. Zudem ist das System in sich geschlossen, so können weder Schnee, Matsch noch Eis der perfekten Schaltperformance etwas anhaben. Bis zu 10.000km kann man mitdem Pinion-Getriebe getrost zurücklegen, bevor sich ein Wechsel des Getriebeöls empfiehlt. Noch sorgenfreier ist man übrigens mit dem Pinion-Getriebe in Kombination mit Gates Carbon Drive Riemen unterwegs, damit spart man sich nämlich sogar das Ölen der Kette!
Gewicht
Wer sein Augenmerk auf Gewichtstuning legt, der wird sich wahrscheinlich nicht mit dem Pinion-Antrieb anfreunden können. Während man bei Kettenschaltungen mit dem Switch auf 1-fach Antriebe deutlich abspecken kann (nur ein Kettenblatt an der Kurbel, ein Shifter entfällt komplett), bringt das Pinion ein festes Gesamtgewicht mit auf den Tisch. Nichtsdestotrotz nehmen Getriebe-Fans das Mehrgewicht gerne in Kauf, weil es sich schön auf die Fahrradmitte konzentriert; der Ballast in Form von Kassette und Schaltwerk entfällt am Hinterrad komplett. Das sieht nicht nur schicker aus, sondern spielt auch bei der Fahrt seine Qualitäten aus; durch das zentrale Gewicht wird das Bike enorm laufruhig und lässt sich auch auf fiesen Strecken gut handeln. Außerdem entfallen die ganzen Klapper-Teile, wodurch das Getriebe nahezu geräuschlos arbeitet und weniger anfällig ist; schließlich gehört das Risiko mit dem Schaltwerk aufzusetzen oder hängenzubleiben dank Pinion-Getriebe der Vergangenheit an.
Fazit
Sollte man sich für ein Bike mit Pinion-Getriebe entscheiden? Wie immer können wir diese Frage miteinem eindeutigen „es kommt darauf an“ beantworten. Wenn man wirklich regelmäßig und viel Fahrrad fährt, dann will man die Vorteile des Getriebes sicherlich nicht missen. Das System ist super einfach in der Bedienung, bietet immer einen perfekten Gang und ist extrem wartungsarm. Damit istdas Pinion-Getriebe sicherlich ein passender Antrieb für alle, die viele tausende Kilometer auf ihrem Rad verbringen möchten – und zwar sorgenfrei.